P-Seminar „Journalistische Darstellungsformen“

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des P-Seminars Deutsch „Journalistische Darstellungsformen“:

Genugtuung

Wenn man nicht genug ist,
nicht mal „ge“ oder „nug“ ist,

einfach kaum da ist,
sich seiner Existenz aber schmerzlich bewusst wird,
wenn man zitternd und weinend im Bett verwirrt
ist über all diese Schmerzen, die nicht da sind,
die nie da sein sollten.

Warum tut es weh?

Ich habe alles getan,
jede Pille geschluckt, sämtliche Pflaster aufgeklebt, meine Sorgen zugedeckt.
Aber unter der Bettdecke liegt der Schmerz.
Schleichend, dann stechend.

Dann wieder kaum wahrnehmbar, weil die Wahrheit nie annehmbar wird, nimm ́ es einfach hin,
dass du keine Ahnung hast.
Nur vor dich hin ahnst, nie Gewissheit spüren kannst.

Das bist nicht du.
Nicht mal ein wenig,
schon gar nicht genug.

Und du bist nicht da, alles nur ein Traum.
Mit langen schwarzen Fäden zieht er dich zurück ins Bett,
in die Angst, weil du ihr Eintritt gewährst,
dich nicht wehrst
oder es nicht kannst.

Zwischen „Allein sein wollen“, und „Einsamkeit hassen“,
während die neuen Erinnerungen verblassen.

Und du schwebst
in den Gedanken,
die wir doch alle schon durchgesprochen haben, weißt du noch?
Das war nicht echt, das war nur gefaket.

Fühlt sich an wie in nem Drogenrausch,
konstant high.
Keine Downs.

So betäubst du dein Herz aus Schutz vor dem Schmerz, den die Wahrheit bringt,
obwohl der Schmutz der Wahrheit von deiner Narrheit singt,
glaubst du, du könntest sehen und doch bist du blind.

Alles leicht.
Festhalten, an Gefühlen, an Körpern.
Dann Licht aus, Ekstase vorbei.

Du high, ich down.
Keine Glücksgefühle mehr.
Fühlt sich an wie in nem Drogenrausch, nur nicht konstant,
temporär.

Liegst benommen am Boden,
hast dich schon wieder selbst betrogen.
Und das im Taumel des Alltagstreibens, kannst es wirklich nicht sein lassen
und auch dabei bleiben.

Alles dreht sich,
du bleibst nicht nur stehen, nein,
du rennst zurück

und bleibst doch wo du warst.
Nur ein bisschen ungenügender.

Johanna Blümel, Q 12