Faust: Der Tragödie erster Teil als Solotheater

Ekkehart Voigt vom Theater Als Ob zu Gast in der St.-Ursula-Schule

Stille herrscht in der gut gefüllten Turnhalle, als Ekkehart Voigt die Bühne betritt, um Schülerinnen der 10. Jahrgangsstufe und der Qualifikationsphase in die Schule für Höhere Teufelei zu entführen. Ob der Herr im Himmel, Famulus Wagner, Faust oder Gretchen: oft liegen nur wenige Schritte, eine Änderung der Blickrichtung oder der Stimmlage dazwischen. Alle Figuren der berühmten Tragödie setzt der Solo-Schauspieler eindrucksvoll in Szene. Die Schülerinnen bleiben aber nicht stumme Zuschauer, sondern werden Teil der Inszenierung, wenn Ekkehart Voigt plötzlich vor Ihnen steht, um zu fragen, ob sie verstanden haben, was er gerade formuliert hat oder beispielsweise einübt, wie eine Schülerin ein Klopfzeichen auf der Turnhallenverkleidung erzeugt, bevor Faust Gretchens Zimmer betritt. Der Bühnenaufbau ist auf ein Minimum reduziert: Ein Rednerpult, ein Tisch mit Trinkgefäß, eine Vase mit Blumen.

In keinem Augenblick der neunzigminütigen Vorstellung entsteht Langeweile. Stets bleibt die Spannung, wann der Schauspieler wieder im Publikum erscheint, um etwas zu fragen oder eine Aufgabe zu stellen. Mit beiläufigen Erklärungen leitet er von Szene zu Szene. Nebenbei erfahren die Zuschauer, dass Faust I aktuell ist und bleibt, weil die Tragödie unter anderem zeitlos aktuelle Themen wie Manipulation oder Gier in den Mittelpunkt rückt.

Tröstlich ist der Schluss: Die Antwort, auf die Frage „Was die Welt im Innersten zusammenhält?“ lautet: „Die Liebe“.

Nach einer kurzen Pause besteht die Gelegenheit, mit dem Schauspieler ins Gespräch zu Kommen.

Gesamturteil: Brillant.

Harald Retsch