„Tag der freien Schulen 2018. Tür auf – Abgeordnete unterrichten an freien Schulen in Bayern“. Unter diesem Motto besuchte der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib (SPD) die Schülerinnen aus vier Gymnasialklassen der St.-Ursula-Schule in Würzburg
Zu Beginn seines Impulsvortrags erläuterte der gebürtige Ochsenfurter den Zehntklässlerinnen, dass er bereits während seiner Gymnasialzeit in den 1980er Jahren Freude an politischen Zusammenhängen fand. Sein Engagement für die Belange des Naturschutzes ließ Verantwortliche in der Ochsenfurter SPD auf Halbleibs politisches Talent aufmerksam werden, sodass er bereits während seines juristischen Vorbereitungsdienstes zum Stadtrat in Ochsenfurt kandidieren durfte und gewählt wurde.
„Wer in die Politik geht, muss auch mit Niederlagen klarkommen“, warnte Halbleib die Schülerinnen. Ebenso müsse man auch „ein dickes Fell haben“, um so manche – auch unberechtigte – Kritik nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. Ausdrücklich ermunterte er die Schülerinnen des Mädchengymnasiums, sich politisch zu engagieren, da Frauen in den Parlamenten und in den Parteien immer noch deutlich unterrepräsentiert seien, obgleich er für seine eigene Partei eine für Frauen günstige Situation beschrieb.
Außerdem erläuterte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion seiner Zuhörerschaft, dass Abgeordnete durchaus nicht nur mit Gesetzgebung befasst seien, sondern häufig von den Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechpartner für Sorgen und Nöte gesehen werden. Dabei spiele es häufig für die Hilfesuchenden keine Rolle, ob der Abgeordnete dem Bayerischen Landtag oder dem Bundestag angehöre und wofür er zuständig sei. Manchmal bekomme man einfach den Frust der Bürger ab. „Aber“, so der Abgeordnete, „dafür ist man eben auch da“, Probleme der Bürger zu lösen.
Auf die Frage einer Schülerin, wie er mit dem Thema „Lobbyismus“ umgehe, riet der Abgeordnete zu einer differenzierten Sicht. So sei es logisch, dass er als Abgeordneter der SPD ein natürlicher Ansprechpartner für Arbeitnehmerinteressen sei, die von den Gewerkschaften vorgebracht werden. Manchmal sei er auch zusammen mit seinen Kollegen aus den anderen Fraktionen „Lobbyist seiner Region“, wenn es darum gehe, im Wettbewerb mit den anderen bayerischen Regionen in München für Fördergelder zu werben, die zum Beispiel dem Ausbau der Universität Würzburg oder anderen Infrastrukturmaßnahmen der Region dienten. Problematisch werde es aber, wenn versucht werde, mit Geld auf die Richtung der Politik Einfluss zu nehmen. Deshalb sprach sich Halbleib für deutliche Transparenz aus, wenn es zum Beispiel um Honorare für Vorträge von Abgeordneten gehe.
Nach 90 Minuten war die Doppelstunde vorüber. Vielen Schülerinnen eröffnete der Vortrag auch die Einsicht, dass Landtagsabgeordnete 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten, drei bis vier Tage in der Landeshauptstadt verbringen und von Freitag bis Montagmorgen als Ansprechpartner für die Bürger ihres Wahlkreises zur Verfügung stehen. „Sonntagabend versuche ich mir aber auf jeden Fall freizuhalten“, antwortet Halbleib auf die Frage, wie man das Mandat mit seinem Privatleben vereinbaren könne.
Info: Tag der freien Schulen seit 2016 jährlich durchgeführt. Koordiniert vom Verband Bayerischer Privatschulen u.a. in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Schulwerk in Bayern sowie der Evangelischen Schulstiftung in Bayern und den Verbänden der Montessori- und Waldorfschulen in Bayern. Ziel: Durch direkten Kontakt mit Landtagsabgeordneten das staatsbürgerliche Interesse der Schülerinnen und Schüler anzuregen. Die Abgeordneten erhalten Gelegenheit, durch den direkten Einblick in das Schulleben die Besonderheiten der Arbeit der Freien Schulen kennen zu lernen und den Dialog mit den Freien Schulen in Bayern zu fördern. Rund zwei Drittel der 180 Landtagsabgeordneten beteiligten sich an dem Aktionstag.
H. Retsch