Junge Europäische Föderalisten besuchen St.-Ursula-Gymnasium
Freitagmorgen 8 Uhr im Liobabau der St.-Ursula-Schule: Anne Sambeth und Thomas Vollmuth von den Jungen Europäischen Föderalisten verbinden ihr Laptop mit der Funkschnittstelle des Beamers, um ein 90-minütiges Planspiel zur Gesetzgebung des Europäischen Parlaments mit Schülerinnen der 12. Jahrgangsstufe zu spielen.
Als die Verbindung steht, erläutert Thomas Vollmuth, Student der Wirtschaftswissenschaften, die Ziele seines Vereins: Die europäische Integration voranbringen, Stellung beziehen, politische Bildung über EU-Politik betreiben, Netzwerke schaffen, um nur einige zu nennen.
Anschließend skizziert Anne Sambeth, ebenfalls Studierende der Wirtschaftswissenschaften das Zusammenwirken der Institutionen im Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union.
Als die Schülerinnen mit ihren Laptops in die Software des Europäischen Parlaments eingeloggt sind, werden ihnen Rollen zugewiesen. Nun geht es darum, sich in den verschiedenen Fraktionen des Europäischen Parlaments darüber abzustimmen, wie Lebensmittel in der EU nachhaltiger werden können, welche Zeit Unternehmen erhalten, um ihren Betrieb darauf umzustellen oder ob Kleinunternehmen hierfür Zuschüsse von der EU erhalten.
Alle diese Prozesse kosten Zeit, müssen aber auch innerhalb eines eng getakteten Zeitplans erledigt werden. Außerdem werden die Phasen des Gesetzgebungsprozesses klar: Von der Arbeit in den Ausschüssen bis zur Beratung im Plenum, notfalls über den Vermittlungsausschuss, um schließlich im Plenum verabschiedet werden zu können.
Das fasziniert die Schülerinnen des Leistungsfaches Politik und Gesellschaft. Sie erleben, wie mühsam es sein kann, Kompromisse auszuhandeln: manchmal die eigene Position weitgehend durchzusetzen oder viele Zugeständnisse machen zu müssen, um das Verhandlungsziel nicht zu gefährden.
Der Lehrplan für das vierstündig unterrichtete Leistungsfach schreibt die Durchführung eines Planspiels zur Europapolitik vor; und hier schließt sich der Kreis: Denn was liegt näher, als junge Menschen, die sich für Europapolitik engagieren, einzuladen, um Schülerinnen der Oberstufe ihre Begeisterung weiterzugeben.
Vielleicht kehren in wenigen Jahren einige dieser Schülerinnen in Schulen zurück, um selbst als Teamerinnen Planspiele zu leiten oder etwa nach einem Studium der Politikwissenschaft selbst Politik auf europäischer Ebene mitzugestalten.
Harald Retsch