Verwenden statt verschwenden

Der WWF-Report Driven to Waste zeigt, dass etwa 40% der weltweit produzierten Nahrungsmittel nicht gegessen werden. Um dieser Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken, setzt sich die Organisation foodsharing für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen und für ein nachhaltiges Ernährungssystem ein. – Auch uns Schülerinnen aus der Umwelt-AG liegt dieses Thema am Herzen und so freuten wir uns sehr, als Frau Küffner, ein Mitglied bei foodsharing, uns anbot, mit uns das Thema Lebensmittelrettung zu behandeln.

Als erstes stand am Freitag vor den Pfingstferien ein Besuch im Kilianeum an, wo wir den Fairteiler besichtigten und uns Frau Küffner einiges zu foodsharing erklärte.

Der Fairteiler im Kilianeum ist einer der fünf öffentlichen Kühlschränke in Würzburg, in die alle kostenlos unangebrochene und nicht verdorbene Lebensmittel hineinlegen oder herausnehmen dürfen. Foodsharing ist eine offene und inklusive Organisation, die versucht, Lebensmittel zu retten. Dazu werden Kooperationen mit Supermärkten, Restaurants, Bäckereien oder Cafés aufgebaut. Waren, die nicht mehr verkauft werden dürfen, werden dort von foodsavern abgeholt. In Würzburg gibt es momentan etwa 20 Kooperationen mit verschiedenen Läden und zwischen 200 und 300 foodsharer.

Im Kilianeum inspizierten wir die Lebensmittel im Fairteiler, in dem sich vorwiegend Gemüse befand, das von einer Rettungsaktion stammte. Dabei stellten wir fest, dass es lediglich etwas verschrumpelt, aber noch gut genießbar und sehr lecker war. Dennoch wäre es entsorgt worden, wenn es nicht von foodsharing abgeholt worden wäre. Auch eine große Tüte mit etwas trockenen Backwaren stand neben dem Fairteiler. Gerade in Bäckereien fällt viel Überschuss an, da jeden Tag neu gebacken wird und die meisten Kunden auch kurz vor Ladenschluss noch eine gewisse Auswahl erwarten.

Dies hat uns zusammen mit Frau Küffners Schilderungen sehr eindrücklich vor Augen geführt, wie viele durchaus genießbare Lebensmittel, die lediglich kleinere Mängel besitzen, entsorgt werden. Vielen Dank auch an Frau Hausstein, die uns neben Herrn Grüger begleitet hat.

Am Donnerstagabend, den 15.06.2023, begleiteten zwei von uns die Rettungsaktionen bei zwei Supermärkten in der Innenstadt. Hierbei tragen sich foodsaver im Vorfeld in Listen für die verschiedenen Abholungen ein, sodass sie sich zu festgelegten Zeitpunkten bei den Läden befinden. Die Abholungen verlaufen je nach Kooperationspartner sehr unterschiedlich. Bei einem der Supermärkte durchquerten wir kurz vor Ladenschluss den Laden und die Mitarbeiterräume, um die zuvor aussortierten Lebensmittel mitzunehmen, die im Kühlraum bereitlagen. Bei dem anderen wurden die Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden durften, nach der Schließung zum Hinterausgang hinausgereicht.

Beim foodsharing werden alle Lebensmittel zügig eingepackt, auch die nicht mehr genießbaren. Sie werden anschließend mit etwas Entfernung zu den Geschäften gerecht untereinander aufgeteilt, so bekommen alle Abholenden von allem etwas und dürfen dann selbst entscheiden, was sie mit ihrem Anteil tun. Sie können ihn selbst verbrauchen oder an Bekannte verteilen, online in Essenskörben oder in Fairteilern der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen oder an soziale Einrichtungen weitergeben. Es ist allerdings nie vorhersehbar, wie viele und welche Lebensmittel zur Abholung bereit gestellt werden, deshalb benötigen foodsaver auch Spontanität und Kreativität. Viele Partner von foodsharing wollen nicht, dass die Kooperation öffentlich bekannt wird, deswegen wird bei den Abholungen auf Unauffälligkeit und bei Berichten auf Anonymität geachtet.

Wir waren sehr verwundert, wie viel von den Supermärkten aussortiert wurde und entsorgt worden wäre, wenn foodsharing es nicht abgeholt hätte. Obwohl bereits ein Teil an die Bahnhofsmission weitergegeben wurde, kamen in gerade einmal zwei Geschäften mehrere Kisten voller Backwaren, zwei Tüten Pilze, viele Kisten voller Lauch, Blumenkohl, Pastinaken, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, roter Beete, Rettich, Sellerie und Paprika, Obst, verschiedene Kräuter, Nudeln, diverse Milchprodukte wie Joghurt, Butter und sogar Käse und ein bereits zubereitetes Hähnchen zusammen. Manche dieser Produkte waren stellenweise leicht verschrumpelt, bei anderen war das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, bei einigen war die Verpackung beschädigt oder einzelne Teile in Netzen waren faulig oder schimmelig. Bei vielen konnten wir jedoch schlichtweg gar keine Mängel feststellen.

Die geretteten Lebensmittel brachten wir anschließend in die Schule, um am folgenden Tag etwas aus ihnen zu kochen.

Am darauffolgenden Freitag, den 16. Juni, traf sich dann die gesamte Umwelt-AG zu einer Kochaktion aus den geretteten Lebensmitteln. Wir entschieden uns nach der Begutachtung der uns zur Verfügung stehenden Zutaten für eine Gemüsepfanne mit Nudeln, Brot und Kräuterdip und für einen Obstsalat als Nachtisch. Es wurde fleißig geschnippelt, gerührt und gekocht, bis wir schließlich unser leckeres Essen aus vor der Entsorgung bewahrten Lebensmitteln genießen konnten. Es blieb auch von den Lebensmitteln, die wir nicht verwendet hatten, so viel übrig, dass wir alle noch etwas mit nach Hause nehmen konnten.

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele noch gut genießbare Lebensmittel jeden Tag in gerade einmal zwei Supermärkten aussortiert werden. Wenn wir uns vorstellen, wie viel dann in den rund 35000 deutschen Filialen, von denen ein großer Teil nicht mit foodsharing kooperiert, entsorgt wird, während gleichzeitig Hungersnöte herrschen, fragen wir uns, wie so etwas passieren kann.

Es ist wichtig, dass Nahrungsmittel wertgeschätzt und nicht verschwendet werden. Alle Menschen der Welt sollten ausreichend mit möglichst lokal angebauter Nahrung versorgt werden, die nicht mithilfe von Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt produziert wird. Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen und unseren Lebensgrundlagen muss zu einer Selbstverständlichkeit werden!

Die Organisation foodsharing hat bereits 106 Millionen Kilogramm Lebensmittel erfolgreich vor der Tonne gerettet. Darüber hinaus ist aber auch persönliches Engagement bedeutend, da über die Hälfte der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten anfällt. Wir alle sollten versuchen, nur so viel einzukaufen, wie wir auch verbrauchen können. Reste des Essens vom Vortag sind auch am nächsten Tag noch lecker. Allgemein gilt es, sich auf die Sinne zu verlassen und auch Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, zu probieren, da sie meist noch sehr viel länger genießbar sind. Auch braune oder matschige Stellen in Obst oder Gemüse können ausgeschnitten und das Übrige verspeist werden.

Herzlichen Dank an Frau Küffner, Frau Meyer und Frau Neuß. die uns diesen spannenden Einblick in das Thema foodsharing vermittelt und die uns bei unserer Kochaktion unterstützt haben.

Eva Boyks, G 9a (Umwelt-AG)