Videokonferenz hilft das Judentum kennen zu lernen
In einer 90-minütigen Videokonferenz hatten die Schülerinnen der gesamten 8. Jahrgangsstufe des St.-Ursula-Gymnasiums, die Gelegenheit, tiefe Einblicke in das Leben gläubiger Juden zu gewinnen.
Yair Ben Yehuda, Mitglied im Team von Lea Fleischmann – Bildungsprojekte aus Jerusalem erläuterte zu Beginn seines Vortrags, dass er 1965 geboren wurde und in Fraureuth, einem Ort im sächsisch-thüringisch-vogtländischen Dreiländereck aufwuchs. Bereits während seiner Jugend in der DDR empfand er seine Liebe zu Israel. 2003 wanderte er schließlich nach Israel aus, studierte an der religiösen Hochschule „Machon Meir“ und konvertierte zum Judentum.
Den Schülerinnen im Klassenzimmer erläuterte er, wie gläubige Juden den Schabbat feiern: Sie schalten an diesem Tag keinerlei elektrische oder elektronische Geräte an oder aus. Das bedeutet auch 24 Stunden ohne Smartphone und Fernsehen, stattdessen Rückzug aus dem Alltag, Konzentration auf gemeinsame Zeit mit der Familie und Hinwendung zum Glauben.
Er informierte die Schülerinnen über die jüdische Religion, über die biblische Überlieferung und ihre Auslegung sowie über jüdische Bräuche. Auch hielt er jüdische Kultgegenstände wie eine kleine Torarolle, einen Gebetsschal und einen Gebetsriemen vor die Webcam, um anschließend ihre Bedeutung zu erläutern.
Wie kochen Juden am Feiertag ihr Essen, wenn es nicht erlaubt ist, Feuer zu machen oder einen Herd einzuschalten? Wie gehen sie mit elektrischem Licht um?
Es wurde deutlich, dass das Judentum trotz seiner Jahrtausende alten Geschichte und mancher fremd anmutenden Bräuche eine Religion ist, die modernste Technik nutzt, um die tradierten Vorschriften für den Schabbat einhalten zu können: Zeitschaltuhren steuern zum Beispiel das Ein- und Ausschalten des Lichtes am Schabbat.
Er betont Gemeinsamkeiten der monotheistischen Weltreligionen und zeigt, dass die christliche Sonntagskultur viele Elemente der jüdischen Schabbatfeier übernommen hat: vom Gottesdienstbesuch über die Feiertagskleidung und das festliche Essen bis hin zum Gebot, diesen Tag als Ruhetag zu begehen.
Sein Vortrag ist sehr wertvoll, um das Judentum für jungen Menschen verständlich zu erklären und Vorurteile abzubauen. So wird Bildung zum Schlüssel für die Entwicklung einer toleranteren Gesellschaft mit mehr Verständnis zwischen Religionen und Völkern.
Die Schulleitung des St.-Ursula-Gymnasiums ist dankbar, dass die Sparkassenstiftung für die Stadt Würzburg dieses sehr empfehlenswerte Bildungs-Projekt ermöglicht hat.
Weitere Informationen zum Bildungsprojekt unter https://www.lf-edu.org/.
Harald Retsch