St.-Ursula-Schule feierte 300-jähriges Jubiläum am Standort zwischen Ursulinergasse und Augustinerstraße
Mit einem Festgottesdienst in der Franziskanerkirche, zelebriert von Weihbischof em. Ulrich Boom und Domvikar Dr. Matthias Leineweber begann die Feier des 300-jährigen Wirkens der Ursulinen am Standort zwischen Ursulinergasse 12 und Augustinerstraße 17. Musikalisch gestaltete die Eucharistiefeier das von Musiklehrerin Dr. Claudia Breitfeld geleitete Orchester zusammen mit dem Chor unter dem Namen St. Ursula & friends unter anderem mit Werken von Maurice Duruflé, Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Vivaldi. Weihbischof Boom verdeutlichte, dass es gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche, politischer Unsicherheit und irdischer Unzulänglichkeiten tröstlich sei, darauf zu vertrauen, dass Gott die Welt in seinen Händen hält.
In ihrer Ansprache erinnerte die Oberin des Konvents, Sr. Katharina Merz (OSU) daran, dass 1660 Bischof Johann Philipp von Schönborn auf Bitten der Gräfin Maria Hatzfeld in Kitzingen ein Kloster gründete, damit dort Schwestern der Ursulinen aus Metz die Töchter fränkischer Adelsfamilien erziehen konnten. Den aus einem Säkularinstitut entstandenen Frauenorden hatte Angela Merici bereits im Jahr 1535 in Brescia am Gardasee mit dem Ziel gegründet, Mädchen auszubilden und zu erziehen.
1712 genehmigte Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau die Niederlassung der Ursulinen in Würzburg. Dazu gründeten die Ursulinen in der Dominikanergasse 1712 ein Kloster und eröffneten eine Volksschule.
Um dem gestiegenen Platzbedarf Rechnung zu tragen, zogen Kloster und Schule am 15. Oktober 1725 auf das Gelände zwischen Ursulinergasse 12 und Augustinerstraße 17 um. Noch heute erinnert der Name Antoniterkirche an das Kloster, das der Antoniterorden dort zwischen 1434-1545 betrieben hatte. 1921 gründeten die Ursulinen eine dreiklassige Mädchenmittelschule, 1930 wurde eine Oberstufe zur Mädchenoberrealschule errichtet, in der 1933 die ersten Schülerinnen ihr Abitur ablegen konnten. Ab 1935 schränkten die Nationalsozialisten die Lehrtätigkeit der Ursulinen zunehmend ein, bis die Schule 1942 komplett geschlossen wurde. Beim Bombenangriff am 16. März 1945 wurden Kloster, Schule und Kirche zerstört. 1947 wurde der erste Flügel des Klostergebäudes wiedererrichtet und der Schulbetrieb in Gymnasium und Mittelschule aufgenommen, 1956 legten die ersten Schülerinnen wieder ihr Abitur ab. 1966 eröffnete der sozialwissenschaftliche Zweig des ansonsten neusprachlichen Gymnasiums. 1958 wurde die vierstufige, 2001 die sechsstufige Realschule eingeführt. Nach dem Ende einer rund siebenjährigen Generalsanierung im Oktober 2016 und der Einweihung einer dritten Turnhalle im Jahr 2020 zählt die St.-Ursula heute zu den modernsten Schulen in Würzburg.
Anschließend gab es Gelegenheit zum Mittagessen und zur Begegnung im Garten der Schule.
Um 14 Uhr startete eine von Regine Krieger (Radio Gong), moderierte Podiumsdiskussion mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Hülya Düber, Konventsleiterin und OStDin i.K. Sr. Katharina Merz (OSU), RSDin i.K. Hildegard Carl, der Biologe Dr. Niels Kruse, Mitglied des Fördervereins als Vertreter der Elternsicht und Schülersprechin Anna Gersitz zum Thema glauben.macht.mädchen. Wie aus christlicher Erziehung politisch-gesellschaftliche Verantwortung wird. Darin zeigte sich, wie unterschiedlich Wege zum Glauben sein können: Von traditioneller Sozialisation in einem christlich oder muslimisch geprägten Elternhaus bis hin zu einer bewussten eigenen Entscheidung mit Eintritt der Volljährigkeit. Deutlich wurde ebenso, dass auch naturwissenschaftlich geprägte Menschen die Grenzen wissenschaftlicher Erklärungsansätze sehen und an das Wirken einer höheren Macht glauben.
Einigkeit bestand auch darin, dass gläubige Menschen eher ein Bewusstsein dafür entwickeln, verantwortungsvoll zu handeln. Dabei geriet auch der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes in den Blick. Fazit: kirchliche (Mädchen-)Schulen sind keineswegs ein Auslaufmodell, sondern können in jungen Menschen ein wesentliches Fundament für ein späteres wertgebundenes Handeln in Politik und Gesellschaft legen.
Danach unterhielt die Schulband die Gäste im Schulgarten, bevor die Veranstaltung am frühen Abend endete.
Text und Bilder: Harald Retsch