Der St.-Ursula-Realschule ist es bereits zum Deutsch-Französischen Tag gelungen, eine Partnerschule zu finden, die so heißt wie wir selbst. Unsere Partnerschule befindet sich in einer Metropole und gleichzeitig in der größten Stadt unseres Nachbarlands Frankreich, der Stadt der Kultur, der Mode etc.
Am 29. September war es dann endlich soweit: 23 Schülerinnen traten ihre Reise mit dem Zug zum Collège „Sainte Ursule“ in Paris an. Begleitet wurden sie von Schulleiterin Sr. Katharina Merz OSU, Konrektorin Frau Carl sowie den Lehrkräften Frau Bügler und Herrn Schraut.
Am Samstagabend kamen wir mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV am Gare de l’Est an, wo wir sehr freundlich mit von französischen Schülern liebevoll geschmückten Plakaten empfangen wurden. Da sich die Schülerinnen und Schüler bereits durch ihre ersten Kommunikationen per Brief, Chat oder E-Mails kannten, war die Suche nach dem richtigen Correspondant (Ausstauschschüler) oder der richtigen Correspondante (Austauschschülerin) am Bahnsteig kein Problem mehr. Alle fanden sich in ihren Gastfamilien ein und verbrachten den Sonntag zusammen mit ihnen.
Die Oberin des Konvents in Würzburg, Sr. Katharina Merz OSU, freute sich sehr über das Treffen mit ihren französischen Mitschwestern der Ursulinengemeinschaft. Sowohl die Schulleitung als auch die begleitenden Lehrkräfte wurden während der Austauschtage herzlich vom Pariser Kloster aufgenommen und verpflegt. Schnell wurde deutlich, dass wir mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufweisen: Das gemeinsame Morgengebet (Laudes) und die Eucharistiefeier zum Bekenntnis und zur Erneuerung des christlichen Glaubens sowie die Pädagogik der Hl. Angela Merici. Ebenso die von Schülern feierlich gestalteten Klassengottesdienste in der Kapelle, das Erstellen eines Schuljahresmottos usw. Unsere Schülerinnen fanden zudem heraus, dass die Schulmensa genauso lang geöffnet ist und das vor Ort zubereitete Essen genauso gut schmeckt wie bei uns.
Am Montag trafen sich alle deutschen Schülerinnen wieder und berichteten über ihre aufregenden Erlebnisse vom Vortag. Dann fuhren wir das erste Mal mit der Metro zur Kathedrale Notre-Dame de Paris, die nur dank der Initiative von Victor Hugo heute noch so gut erhalten ist, und spazierten durch die Straßen vom Pariser Stadtteil Beaubourg mit seinem modernen Kulturzentrum Centre Pompidou. Eine Gastmutter führte uns weiter zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten im ältesten Teil der Stadt und brachte uns wohlbehalten zum Jardin des Tuileries. Dort sammelten wir unsere Kräfte für das drittgrößte Museum der Welt, dem Louvre mit dem weltberühmten Ölgemälde „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci.
Am Dienstagmorgen stand endlich der Besuch des Vormittagsunterrichts querbeet in allen Fächern an. Was den deutschen Schülerinnen sofort auffiel, war das strikte Handyverbot. Es gilt seit diesem Schuljahr an allen französischen Schulen. Außerdem gibt es mehr Klassenarbeiten und Prüfungen als in unserer Schule. Manche waren auch der Meinung, dass die französischen Lehrerinnen und Lehrer strenger seien als unsere. Nach dem gemeinsamen Mittagessen mit deutschen und französischen Schülern stiegen wir die Treppen zur Basilika Sacré-Cœur auf dem Hügel von Montmartre hinauf. Dann beobachteten wir die Maler auf dem Place du Tertre bei ihrer Arbeit, während die französischen Austauschschüler in den Nachmittagsunterricht mussten.
Am nächsten Tag liefen wir zu Fuß zum nahegelegenen Arc de Triomphe, den wir gemeinsam bestiegen. Ein atemberaubender Blick über die Stadt entzückte die Schülerinnen. Noch wichtiger war der nächste Programmpunkt, als die Schülerinnen über die Champs-Elysées, der bekanntesten Einkaufsstraße der Stadt, schlendern durften. Zurück im Schulhof genossen die deutschen und französischen Schüler anschließend ihr gemeinsames Picknick bei schönstem Wetter. Endlich durften auch die Correspondants an einem Programm teilnehmen, denn Mittwoch nachmittags ist in Frankreich schulfrei. Es folgte eine gemeinsame Bootsfahrt auf der Seine – ein Geschenk der Pariser St.-Ursula-Schule. Merci beaucoup !
Am Donnerstagmorgen fand wieder ein Besuch des Unterrichts statt, aber diesmal in der École maternelle (Kindergarten) und primaire (Grundschule). Die deutschen Schülerinnen verteilten sich auf verschiedene Klassen und stellten sich mit einer PowerPoint-Präsentation den kleinen Schülerinnen und Schülern vor. Besonders hier zeigte sich, dass Kinder gar keine Scheu vor größeren Schülerinnen hatten und sie sofort in das Gespräch mit den Gästen kamen. Immer wieder stellten neugierige Franzosen den Deutschen Fragen. Umso schwerer fiel am Unterrichtsende auch der Abschied. Nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa ging es mit der Metro zur Opéra und zum weltbekannten Kaufhaus „Galeries Lafayette“ mit Zugang zur Dachterasse und einem grandiosen Ausblick auf die Pariser Dachlandschaft.
Am vorletzten Tag wurde uns die bislang unbekannte Seite der Stadt von Madame Theveneau gezeigt. Am Vormittag erreichten wir mit der Metro das moderne Hochhausviertel La Défense. Am neuen Triumphbogen, La Grande Arche (der Große Bogen), gelangten wir mit zwei Glasaufzügen inklusive gläsernem Boden auf spektakuläre Art und Weise direkt in den Dachbereich mit einer Aussichtsplattform, die einen Blick auf La Défense und den ursprünglichen Triumphbogen, den Arc de Triomphe, ermöglichte. Danach ging es zurück zum modernen Einkaufszentrum „Les 4 Temps“, wo den Schülerinnen ausreichend Zeit für ihre Shopping-Tour, u.a. für Souvenirs, zur Verfügung stand.
Nach einer kurzen Mittagspause im Schulhof ging es dann in die östliche Richtung der Millionenstadt, wo wir mit Madame Henniart den 4,5 Kilometer langen Wanderweg Coulée verte (Grünzug) einer ehemaligen Eisenbahntrasse des früheren Kopfbahnhofs Gare de la Bastille entlanggingen. Internationale Landschaftsarchitekten legten dort einen linearen Freiraum mit auf Bögen und Pergolen rankenden Pflanzen an, der heute als Erholungs- und Lebensraum für Menschen und zahlreiche Tiere dient.
Der letzte gemeinsame Abend im Collège „Sainte Ursule“ verging wie im Fluge und endete mit einer Abschiedsfeier. Deutsche und französische Schüler sangen und spielten gemeinsam Chansons vor, Eltern und Lehrkräfte unterhielten sich und tauschten sich über die ereignisreichen Tage aus. Am Ende bedankten sich Madame Henniart und Herr Schraut bei allen Anwesenden. Die französischen Schüler verabschiedeten sich mit einem deutschen Text von ihren Gästen. Am Samstag, den 6. Oktober ging es mit dem Zug wieder zurück in die Heimat.
Insgesamt verbrachten die Schülerinnen acht abwechslungsreiche Tage mit ihren Austauschschülern. Ein straffes Programm, das aber auch genügend Platz für Freizeit ließ. Die Verständigung untereinander klappte prima – auf Deutsch, Französisch und manchmal auch auf Englisch. Wir freuen uns sehr, eine langersehnte Partnerschule mitten in Frankreichs Hauptstadt zu haben und möchten ganz besonders den Pariser Gasteltern, Madame Henniart, der dortigen Deutschlehrerin, und Madame Aniorte-Diaz, der Austauschbeauftragten, für ihren unermüdlichen Einsatz danken. Ebenso hoffen wir, im März 2019 alle Schülerinnen, Schüler und Lehrerkollegen wieder gesund bei uns im beschaulichen Würzburg begrüßen zu können.
Michael Schraut